Der virtuelle "Lauf der Partnerstädte"
Viele Laufkilometer sammeln als Wettbewerb von Erlangen mit fünf Partnerstädten
In Lockdown-Zeiten ruhen Wettkämpfe, und das seit über eineinviertel Jahren. Der weithin bekannte und beliebte Winterwaldlauf musste 2020 ausfallen, woraufhin unser LG Erlangen-Vorstand, John Stackmann, ersatzweise die „Winter-Challenge“ ins Leben rief. Möglichst viele Laufkilometer galt es in 13 Wochen zu sammeln, als Einzelwertung. Dann war der Winter rum, der Sommer klopfte an und immer gab es noch nichts, um den Hunger nach Herausforderungen so recht zu stillen - und das weltweit und auch in Erlangens Partnerstädten. Was lag näher, als nochmal ein Event ins Läuferleben rufen, ausgeschrieben als „Lauf der Partnerstädte“, so die Idee von John, mit der er uns zusammen mit Peter Steger, unserem ebenfalls laufbegeistertem Partnerschaftsbeauftragten, Lust und Laune zum langen gesunden Laufen in schöner Natur machen wollte.
Diesmal sollten unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Florian Janik, der auch die Laufschuhe anzog, fünf Wochen lang, vom 17. Mai bis 20. Juni, möglichst viele Kilometer gesammelt werden. Tempo egal, aber unbedingt laufen, nicht gehen oder walken - und das als Partnerschaftsstädte-Wertung, an der sich Jena, Cumiana, Stoke-on-Trent, Riverside und Wladimir beteiligten: Zusammengezählt wurde alles stadtweise, egal ob alt oder jung, gleich welchen Geschlechts. Kurzfristig dazu anstecken ließen sich 99 Teilnehmer aus Erlangen und den Partnerstädten. Und los ging’s. Mit Spannung erwartete man die wöchentlich zu meldenden Kilometerzahlen der Konkurrenz, was natürlich zu weiteren Extra-Kilometern anspornte. Ach ja, und eine neue Taktik musste her, die sich so sehr vom gewohnten Lauftraining, von gewohnter Wettkampfvorbereitung unterschied. Zu hohes Tempo und Intervalltraining, kosten nun mal so richtig Kilometer. Ein schneller 10er und noch ein anstrengender Lauf auf Wurzeltrails mit vielen Höhenmetern obendrauf - da wäre den Rest der Woche nicht mehr so viel los gewesen. Schnelle Läufe gehen auch richtig auf die Knochen - und so galt es, als ganz neues Experiment, dererlei wirklich mal für ein paar Wochen sein zu lassen. Es gibt ja den schönen Spruch, der auf den Vater des langsamen Dauerlaufes, Ernst van Aaken, Laufpionier der 1970er-Jahre, zurückgeht: "Nicht die Strecke tötet, sondern das Tempo!"
Laufen im steady-state, im Sauerstoffgleichgewicht. Wer da Erfahrungen aus dem Ultra-Langsteckenlauf umsetzen konnte, hatte es gut. Wie viele Kilometer gehen denn auf diese Art? Ein Experiment. Und heiß war‘s auch noch, in Woche 2-5. Die immer wieder angesagten Gewitter zur Abkühlung ließen sich Zeit, bis die Challenge rum war. Laufkilometer aufsplitten und mehrmals am Tag kürzer laufen und dabei die kühleren Tagesstunden ausnutzen, das war noch eine Möglichkeit, um sich von Woche zu Woche weiter hinaufzuhangeln in den Läuferhimmel. Schöne Mittsommerabende jeden Tag immer wieder intensiv fühlen, ohne Tempodruck, ein so schönes Erlebnis.
Es stellte sich in der Praxis doch tatsächlich heraus: Langsames Tempo ist orthopädisch so viel schonender, dass viel höhere Kilometerzahlen möglich sind. Nun steht das Ergebnis fest, und ein Blick auf die Liste zeigt vor allem eines: Da scheint nichts mehr zu stimmen, was man von einer Laufergebnisliste erwartet, nämlich halbwegs junge Männer an der Spitze. Gründlich durcheinander gewirbelt wurde diese Twin-Town-Challenge Rangliste, basierend auf den puren Kilometerzahlen. Drei Frauen unter den Top 5, eine nicht mehr ganz junge gar ganz oben (Gertrud Härer mit fantastischen 1.080 km), wann und wo gibt’s denn sowas? Pandemiezeiten … das Beste draus machen.
Wie auch immer, es war super dabei gewesen zu sein, ein ganz tolles neues Erlebnis und eine ganz starke Gemeinschaftsleistung des Erlanger Teams. In die Endauswertung kamen jeweils die Top-Ten jeder Stadt. Dabei profitierte Erlangen als Siegerstadt von einem großen Werbevorsprung, aber sowohl Stoke-on-Trent auf Platz 2 als auch Cumiana (3.) überraschten mit starken km-Summen vor Jena, das mit einer Mannschaft aus jungen Triathleten angetreten war. In Wladimir (5.) hatte sich der Event nicht so recht rumgesprochen, während die Teilnehmer aus Riverside „nur dabei sein“ wollten.
(Gertrud)
Das siegreiche Erlanger Team - Fotoshooting beim OB; Foto W. Menapace