Umhausen, Stuiben-Trailrun 42k

Samstag, 18. Mai 2019

Gertrud mag den Extremlauf in Erlangens Partnerstadt im Ötztal

Der Stuiben-Trailrun und das Wetter: 2019 Schnee bis in den Mai! Und zwar runter bis ins Tal. Die Tage zuvor hatte es noch kräftig geschneit und manche Trailabschnitte in dicken Nassschnee gehüllt. Neben der Strecke lag, vom Winter noch, teilweise ein halber Meter, eisig war es dort auf der Laufstrecke. Eine Pflichtausrüstung gibt es ja bei solchen Extrem-Bergläufen, wie lange Hose, langarmiges Shirt, Regenjacke mit Kapuze, Notfallausrüstung inklusive Bandage, Tape und Rettungsdecke, 1ltr. Getränk, Handy mit eingespeicherter Notfallnummer. 2018 schenkte man es uns, die Regenjacke und die warme Kleidung mitzuschleppen, diesmal hieß es im Vorfeld zusätzlich: „Eventuell kann die Mitnahme von Spikes angeordnet werden“.  Was für ein Unterschied zum heißen Mai 2018.

Weiter berichtet Gertrud: Schon einige Zeit zuvor hatte sich die Hoffnung zerschlagen, diesmal auf der Originalstrecke zu laufen, denn die geht auf 2700 Höhe rauf. 2018 konnte man immerhin bis auf 2300 Höhe laufen und waldfreie Fernblicke genießen, aber das wunderschöne Graswangtal musste auch da schon auf den Besuch der Läufer warten. Heuer war der Lauf nur bis auf 2000m Höhe möglich, aber es gab eine sehr schöne Ersatzstrecke mit 40,5 km Länge, und man glaube ja nicht, dass es tiefer unten einfacher zu laufen wäre: erdige steilste Wurzelwege, Felstraversen, etliche drahtseilgesicherte Abschnitte,  möglichst viel Rauf und Runter, möglichst trailigste Stücke wurden in die Strecke gepackt, wohl dem, der behände – gleich einer Ziege – bergab hupfen kann. Steil rauf geht’s sowieso, gleich nach 3 km die bekannten 728 Treppenstufen des Stuiben-Wasserfalles, nach 5 km ist man auch schon 500 hm höher oben.

Aber was denn nun? Spikes anziehen oder nicht? Der Organisator schrieb: „Würde die Spikes mitnehmen, wir haben definitiv Schneekontakt …“ Eindrucksvolle Schnee- und Matschbilder aus der Vorwoche waren beim “Race Briefing“ zu sehen, aber Pflicht waren die Nagelschuhe dann doch nicht, es blieb jedem überlassen. Ich entschied mich dafür, hatte damit zwar einen Super-Grip, besonders auch auf den erdigen Abschnitten steil bergab, musste das aber doch mit weniger schnellem und störenden Laufen auf den kürzeren Asphaltstücken bezahlen. Wahrscheinlich hätten die Stöcke genügt, die hatte ich diesmal auch dabei, so wie die Mehrzahl der Läufer auf der Marathonstrecke.

Ständig konzentriert laufen und die äußerst abwechslungsreiche Strecke, da verfliegen Zeit und Kilometer im Nu, gefühlt dauert der viel schnellere Straßenmarathon länger. Die Zeiten lassen sich auch überhaupt nicht damit vergleichen, es ist eigentlich was völlig anderes. Das Gelände, ständiger Rhythmuswechsel, Gepäck auf dem Buckel, die Stöcke, die anderen Schuhe - und irgendwann mögen die Beine nimmer so recht, bergauf ist eher schnelles Gehen mit Stockunterstützung angesagt, da trabt kaum noch einer hinauf  jenseits der 30 km-Marke.

Außerdem: Einen megasteilen Abschnitt einen Grashang rauf, mit einem Extra-Seil versehen zum raufziehen, den durften wir nicht nur einmal nach gut 5 km bezwingen - da ist es ja noch einfach, sondern nochmal nach über 30 km, wurden erst extra den Berg runtergeschickt, nur um uns wieder hinaufzuhangeln. Auweia! Wie letztes Jahr musste ich meine Oberschenkelmuskeln beschwören, das Krampfen doch bitte sein zu lassen … Stück für Stück rauf mit Streckpause, alles geht - dann läuft es bei mir wieder gut, noch mal flott bergab hüpfen, mit den Fotografen auf der Lauer, hinunter zum sehr unebenen Steppsteig am Hang über Umhausen, von dem man schon 5 km vor dem Ziel den Zielsprecher das Tal heraufhallen hört… wo geht es denn endlich runter? Immer noch ein Abzweig zum Dorf mit Flatterband abgesperrt, wir wollen runter! Kilometerweit schickt man uns vor…da! Hinter der 7. Möglichkeit, da darf endlich abgebogen und bergab gestürmt werden für die letzten 1,5 km - und zum guten Schluss noch einmal hinauf, um die Kurve und frenetisch und überglücklich ins Ziel! Was für eine tolle Stimmung, was für ein Lauf, was für ein Erlebnis! Das nächste Mal vielleicht auf der Originalstecke mit 3.200 Höhenmetern? Ich freue mich schon drauf!

(Gertrud)

Gertrud wagt sich wieder auf die schwierigste alpine Strecke

Aufstieg neben dem Stuiben-Wasserfall; eigene Fotos